Bühringerstraße
Johann Jakob Bühringer wohnte an der Stelle, wo heute das Bezzelhaus steht. Zeit seines Lebens setzte sich Bühringer, genauso wie die Organisation des Bezzelhauses heute, für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein.
Die Bühringerstraße war zu Beginn der Stadtbildung der Brech-Graben, der “Schutzgraben” von Gunzenhausen. 1893 erhielt diese Straße den Namen „Bühringer-Straße“.
Johann Jakob Bühringer, geboren am 2. April 1769, stammte aus einer alteingesessenen Familie. Er gründete die erste Kinderschule, dies entspricht dem heutigen Kindergarten. Als sein Vater verstarb, lebte der ledige und kinderlose Bühringer mit seiner Mutter am Brechgraben, wo heute das Bezzelhaus steht, und übernahm 1802 die Stelle seines Vaters als Lehrer. Bühringer war der einzige Lehrer an der Volksschule und musste die 360 Schüler*innen in einer Klasse gleichzeitig unterrichten. Aufgrund von gesundheitlichen Problemen wurde er 1828 aus dem Schuldienst entlassen. Im Ruhestand beschäftigte er sich leidenschaftlich mit der Entomologie (=Insektenkunde), besonders mit den Schmetterlingen.
Als Johann Jakob Bühringer am 21. November 1843 verstarb, war in seinem Testament festgelegt, dass das ganze Vermögen an ältere Menschen und Kinder gehen soll. Daraufhin gründete die Stadt die Bühringer’sche Stiftung. Aus Zinseinnahmen sollte Angestellten, Studierenden, Waisen und vielen weiteren Bedürftigen, welche der christlichen Konfession angehörten, geholfen werden. Die Umsetzung dieser Stiftung erwies sich jedoch als schwierig, da der größte Teil seines Vermögens in Hypotheken und Schuldscheinen lag. Es brauchte viele Verhandlungen und Prozesse, bis das ganze Geld von den Schuldnern eingetrieben wurde, weil Bühringer zu Lebenszeiten sehr nachsichtig war und viele Fristen verstreichen ließ. So schuldete ihm zum Beispiel ein Metzger noch 2200 Gulden (ca. 51.500 €) (plus Zinsen). Die bedeutende Schmetterlingssammlung, die Bühringer sich als leidenschaftlicher Entomologe angeeignet hatte, verkaufte die Stadt, um das Geld in die Stiftung zu stecken. Dafür warb die Stadt in verschiedenen Zeitungen, sogar in österreichischen. So erzielte Gunzenhausen einen hohen Gewinn und konnte mit dem Geld viele Bedürftige unterstützen, so wie Bühringer es gewollt hatte.
Bühringers Stiftung war die größte der Stadt, die auch am längsten existiert hat. Durch Inflation ist sie 1923 auf ein Minimum verringert worden.