Auergasse
Mit einer Stiftung verbindet man eine gemeinnützige Organisation, die meistens durch Spenden ärmeren Menschen hilft. Genau dies sollte die Stiftung von Dr. Georg Auer, welche er in seinem Testament festgehalten hatte, tun.
Diese Stiftung hatte den Auftrag unter Vorsitz der Stadt Gunzenhausen, eine Summe in Höhe von 200 Gulden so anzulegen, dass man jedes Jahr an die bedürftigen Bürger zwei Specklaibe auszahlen konnte und dies an zwei Tagen: Einmal an dem Tag, an dem die Kapitelpredigt abgehalten wurde, und der andere am 13. September, sofern an diesem Tag eine Predigt gehalten wurde, wenn nicht sollte der nachfolgende Tag genutzt werden, an dem die nächste Predigt abgehalten wurde.
Neben dieser Brotspende setzte Georg Auer weitere 500 Gulden an, um Studierende aus der Stadt Gunzenhausen, welche aus ärmeren Verhältnissen stammten, mit einem Stipendium zu unterstützen. Allerdings ließ sich dieser Teil des Stipendiums niemals realisieren, da Auer die Familie Deuerlein zu Vorsitzenden der Stiftung machte, diese aber auch viele Jahre lang den Bürgermeister der Stadt Gunzenhausen stellten. In dieser Doppelfunktion zweigten Angehörige der Familie Geld in die eigenen Taschen ab.
Doch wie kam nun die Auergasse zu ihrem Namen? Sie wurde 1939 unter der Herrschaft der Nationalsozialisten als Teil der Judengasse in Auergasse umbenannt. Mehr als 300 Jahre nach dem Ableben Georg Auers 1592 wurde ihm öffentlich Dankbarkeit für seinen Einsatz für Gunzenhausen entgegengebracht, auch wenn die Motive für die Umbenennung fragwürdig sind.
Weit vor der Herrschaft der Nationalsozialisten befand sich in der Auergasse eines der wohl bedeutendsten Gebäude der jüdische Stadtgeschichte Gunzenhausens, die 1719 erbaute, aber bereits im Jahre 1800 wieder abgerissene Synagoge.